Kranke Zähne – Gefahr in anderen Teilen des Körpers

Der Zusammenhang zwischen dem Zustand unserer Zähne und manchen Symptomen wird oft nicht erkannt. Es ist jedoch häufig der Fall, dass schlechte Zähne bestimmte Krankheiten verursachen.

Die Zähne haben eine wichtige Funktion, das ist natürlich in erster Linie das Kauen.  Da sie sich im Mund befinden, können manche tieferliegende Probleme später als beliebt entdeckt werden. Zum Zahnarzt zu gehen ist bei vielen nicht der erste Gedanke, manchmal schieben wir das vor uns hin und warten, bis bereits Schmerzen entstehen. Allerdings ist es sogar möglich, dass manche Entzündungen, unterschwellige Probleme auch ohne Beschwerden entstehen. Karies kann relativ leicht entdeckt werden, noch bevor es zu Problemen in anderen Körperteilen führt, aber auch andere Erkrankungen in der Mundhöhle können unter anderem schwere Folgen haben. Kranke Zähne beeinflussen die Gesundheit in unserem Körper und obwohl sie vielleicht bereits Anzeichen zeigen, ist es noch manchmal eine Herausforderung, den genauen Herd zu finden.

Es lauert im Mund….

Also kranke Zähne und Körpergesundheit können durchaus sehr wohl miteinander in Verbindung sein. Eine der häufigsten Gefahren für den Körper ist Parodontitis, die mittlerweile eine Volkskrankheit geworden ist. Die Entzündung von Zahnfleisch und Zahnbett kann dazu führen, dass bei einem längeren, nicht behandelten Bestehen, sich Probleme bei anderen Organen im Körper entwickeln. Die Entzündung kommt vor allem durch die Bakterien im Zahnbelag zustande, an den Stellen entsehen Taschen und die Bakterien können sich dort wunderbar annisten. Diese ernähren sich, und es bilden sich Säuren, die langsam das Material der Zähne angreifen. Wenn man es nicht verhindert, wächst die Zahl der Bakterien, was ein Problem ist, weil die Bakterien Toxine produzieren. Diese können durch den Blutkreislauf oder Lymphsystem in jeden einzelnen Körperteil gelangen, wo sie verschiedene schmerzhafte oder unangenehme Symptome auslösen können.  

Die Stellen, wo sich die Bakterien annisten, wo sich auch Taschen bilden können ist wie eine Wunde, die offen für verschiedene Angriffe ist. Wäre sie an einem sichtbaren Teil des Körpers, würde man sich sofort darum kümmern. Aber im Mund ist sie vielleicht erstmal unentdeckt, es lauert vielleicht auch mal länger, wird übersehen. Viele sind sich eben dieser Möglichkeit der Erkrankung anderer Organe und die Entstehung körperlicher Beschwerden nicht bewusst. Blutung bei Zähneputzen, empfindliche Zähne werden oft nicht ernst genug genommen. 

Schlechte Zähne =  Risikofaktor
Schlechte Zähne = Risikofaktor

Hinweise auf Zahnprobleme

Bei Haarausfall oder Hautproblemen verdächtigt zunächst niemand die kranke Zähne als möglichen Herd der Beschwerden. Obwohl beispielsweise Parodontitis immer ein Alarmzeichen sein sollte, denn sie verursacht mit der Zeit kranke Zähne. Der Grund ist häufig noch nicht einmal bei uns selbst zu suchen. Oft ist es so, dass die Zahnärzte selber nicht unbedingt in ihrer Ausbildung auf Zusammenhänge bzw. Wechselwirkung von Mundhöhle und Organe hingewiesen werden. Manche Fachleute möchten deshalb erreichen, dass es im Studium vermittelt wird, dass die Mundhöhle nicht als ein alleinstehender unabhängiger Raum aufgefasst wird, sondern sich auf vieles im Körper auswirken kann. Es ist auf jeden Fall eine Tendenz zu beobachten, dass Zahnärzte und Ärzte bei Krankheitsfällen interdisziplinär zusammenarbeiten. Da die Beschwerden unterschiedlich aussehen können, ist es sehr vorteilhaft, wenn Orthopäden (z.B. bei Kieferschmerzen, Halsverspannungen, Rücken oder Nackenschmerzen), Kardiologen oder auch Neurologen an der Diagnosestellung beteiligt sind.

Wann sollte man zumindest gewarnt sein, sich genauer um Untersuchungen auch der Zähne zu kümmern? Bei Schwindelanfälllen, Schwierigkeiten beim Luftholen, wenn wir das Gefühl haben, bei Herzflimmern, wenn wir eine chronische Müdigkeit beobachten, unsere Leistungsfähigkeit schlechter wird, oder Schmerzen haben, die Richtung Brustkorb, Schulter, Arme oder Bauch ausstrahlen ist es gut, auch den Zahnarzt aufzusuchen. Wir sollten im Fall von hohem Blutrdruck, oder höherem Kolesterinniveau oder wenn wir in der Familie bereits Veranlagung zu Herz und Kreislaufkrankheiten haben auch gewarnt sein. Es kann natürlich sein, dass nicht kranke Zähne für die oben genannten Krankheitsbilder verantwortlich sind, aber auf jeden Fall sollte man als Möglichkeit daran denken. 

Krankheiten, die bei kranken Zähnen vorkommen können

Dass die Zahngesundheit andere Bereiche des Körpers beeinflusst, daran kommt also kein Zweifel auf. Dieser Einfluss erstreckt sich nahezu auf alle Körperteile und Krankheitsarten. Kranke Zähne können sich auf Herz-Kreislauf, auf Gelenke, Diabetes, Allergien oder Rheuma auswirken. Sogar bei Demenz hat man zwischen deren Entstehung und schlechter bzw. kranker Zähne Zusammenhänge festgestellt. Es gibt Krankheiten, die mit einem eventuell geschwächten Immunsystem einhergehen und daher eine Wechselwirkung zwischen ihnen und den Zahnproblemen bestehen kann, so wie bei unserem ersten Beispiel Diabetes.

Diabetes

Es gibt mehrere Untersuchungen, die nachgewiesen haben, dass die stärkste Interaktion wohl bei Diabetes besteht. Das liegt unter anderem daran, dass das Immunsystem eines Diabetikers häufig geschwächt ist. Die Bakterien haben es leicht in der Mundhöhle ihr Unwesen zu treiben und sich schön gemütlich einzunisten, sie bekommen keinen grossen Widerstand. Parodontitis und Diabetes kommunizieren wechselseitig miteinander, es ist jedoch nicht so, dass wenn man Parodontitis hat, sich ein Diabetes entwickeln muss.  Parodontitis ist nur ein Risikofaktor für Zuckerkrankheit.  

Herz- Kreislauferkrankungen

Entzündung im Zahnhalteapparat, kranke Zähne können den Blutdruck hochtreiben. Laut einer Untersuchung in London University College bedeutet Parodontitis etwa ein Viertel höheres Risiko dafür, dass sich Hypertonie entwickelt. Bei schwerer Parodontitis liegt die Chance auf höheren Blutdruck sogar bei 51%. Normalerweise kommen die Bakterien nicht in den Blutkreislauf. Es kann bei der Vernachlässigung der Zähne jedoch passieren, dass bei einer Zahnfleischentzündung und Zahnfleischblutung ganz kleine Verletzungen am Zahnfleisch entstehen, durch die diese Bakterien doch in den Blutkreislauf kommen und es im schweren Fall zum Herzinfarkt kommt.

Gefahr für das Gehirn

Die Blutgefäße, die das Gehirn versorgen, können durch chronische Entzündungen in der Mundhöhle geschädigt werden. Dadurch ergibt sich ein hohes Risiko für einen Schlaganfall. Es ist nachgewiesen, dass dieses Risiko bei Parodontitis zwei- bis dreimal höher ist, als sonst. Bei Männern auch im jüngeren Alter unter 60 ist der Zusammenhang zwischen Mundhygiene und Schlaganfall-Risiko besonders, daher muss Zahnpflege an einer sehr wichtigen Stelle stehen.

Leberkrebs

Es kann einen durchaus stark verwundern, aber laut einer britischen Studie gibt es sogar einen Zusammenhang zwischen gepflegten Zähnen und Krebs. Zumindest im Fall von Leberkrebs haben die Forscher festgestellt, dass bei Studienteilnehmern mit schlechter Mundhygienie ein wesentlich höheres Risiko für Leberkrebs bestand. Der Grund könnte sein, dass das Mikrobiom im Mund und Darm bei der Entwicklung von Krebszellen eine Rolle spielt. Allerdings wurde bisher bei anderen Krebsarten kein solcher Zusammenhang festgestellt.

Kiefergelenk 

Neben gesunden Zähnen und Mundhöhle spielt das Kiefergelenk eine wichtige Roll bei der allgemeinen Gesundheit. Hakt das Kiefergelenk, können Nacken-, Kopfschmerzen und auch Rückenschmerzen die Folge sein. Das hat zwar keinen unmittelbaren Zusammenhang mit der Mundhygiene, aber wenn man regelmässig zum Zahnarzt geht und dieses Problem erkennt, kann es mit einer Schiene korrigiert werden. Andernfalls versucht die Kiefermuskulatur Fehlstellungen zu korrigieren, indem sie sich zusammenzieht und verkrampft. Das strahlt dann möglicherweise in die Halswirbelsäule oder die Schultern aus. Wenn man viele Leute fragt, würde man bei solchen Beschwerden in den seltensten Fällen das Kiefergelenk verdächtigen, eher stellt man einen Zusammenhang zwischen schlechter Haltung, Sitzarbeit und Nacken- und Rückenschmerzen her. Aber der Einfluss der Kiefergelenke, der Mundhöhle und natürlich der Zähne auf die allgemeine Gesundheit sollte nicht unterschätzt werden.

Gefahr für Schwangere

In der Schwangerschaft machen viele Frauen die Erfahrung, dass es verschiedene Beschwerden mit den Zähnen gibt, es häufiger beispielsweise zu Zahnfleischentzündungen und kranken Zähnen kommt. Das liegt daran, dass der Körper höheren Belastungen ausgesetzt ist. Die Anfälligkeit für Parodontitis steigt auch, deshalb muss sie wirklich sehr schnell behandelt werden, weil sonst das Risiko für Fehlgeburt steigt. Die Bakterien sind nämlich zum Mutterkuchen unterwegs und können das Wachstum des Babies beeinflussen.

Zähne und die Covid

Eine interessante Aktualität soll hier auch erwähnt werden. In Finnland wurde eine Studie ausgeführt, die zeigte, dass Patienten mit einer Parodontitis einen schlimmeren Verlauf haben, als die mit absolut gesunder Mundhöhle. Leider hat wohl die Krankheit auch nachträglich Auswirkungen auf die Zahngesundheit, daher ist es nach einer Infektion noch wichtiger, auf die Mundhöhle und Vitaminzufuhr zu achten.

Vorausdenken und vorbeugen

Wie immer und immer wieder in vielen Plattformen darauf hingewiesen wird, kann gründliche Mundhygiene durchaus dabei helfen, Krankheiten zu vermeiden. Regelmässige Zahnpflege, Entfernung von Essensresten nach Mahlzeiten, Vermeidung von Plakkbildung und des daraus entstehenden Zahnsteins und Entzündungen. Dann können sich auch keine Bakterien annisten und Gefahr für die Zahngesundheit bedeuten. Es ist nie zu spät mit der richtigen Putztechnik und der gründlichen Zahnpflege anzufangen, selbst bei Patienten mit über 40 hat man nach einer kurzen Zeit deutliche Verbesserung in der Menge der Bakterien der Mundhöhle festgestellt. 
Es ist oft so, dass man das wirkliche Problem schwer erkennen kann, weil es nicht mit eindeutigen, einordnerbaren Schmerzen zusammenhängt und daher kann sich die Diagnostik über eine längere Zeit hinziehen. Die Suche nach dem wirklichen Herd der Probleme endet dann beispielsweise mit der Entdeckung  abgestorbenen, oder wurzelbehandelten Zähnen, aber eine Zahnfleischerkrankung kann auch auslösender Grund sein. Ausser den Taschen, die wirklich sichtbar und schmerzhaft sind, kann man die anderen Probleme schwer erkennen. Weitere auslösende Gründe können sein: Zahnreste nach einer Ziehung eines Zahns, ein Weissheitszahn, eine alte Amalgamfüllung oder sogar Prothesen oder anderen Zahnersatzmethoden sein. 

Entdeckung des Problems – Lösung

Wenn die Probleme durch einen zahnmedizinischen Herd verursacht werden, dann fängt der Zahnarzt mit der Behandlung an. Ziel ist immer die Rettung der eigenen Zähne, aber es kann natürlich auch sein, dass nur die Ziehung kranker Zähne die Lösung sein kann. Das zu vermeiden, liegt in Ihren Händen, achten Sie auf Mundhygiene, wenden Sie sich an den Zahnarzt bei obigen Problemen und gewinnen Sie die Gesundheit Ihrer Zähne zurück und befreien sie sich von der Krankheit. Vor allem Leute mit Risikofaktoren, wie bereits bestehender Diabetes, schwaches Immunsystem, Übergewicht, Rauchen, oder bei Dauerstress sollten vorsichtig sein und sich noch umsichtiger um die Zähne zu kümmern.

Autor: Dr. Attila Halász - MSc., MoM - Ärztlicher Direktor der Klinik, Kieferchirurg in Budapest

Häufig gestellte Fragen


Was haben kranke Zähne mit Herzinfarkt zu tun?

Eine längere Zeit bestehende Entzündung im Mund verursacht Entzündungen, Zahnfleischtaschen und in der Folge Parodontitis. An den Stellen nisten sich Bakterien an, die durch Mikroverletzungen am Zahnfleisch in den Blutkreislauf gelangen können. Dort verursachen sie mit der Anheftung an die Blutkörperchen Aderverengung oder Blutgerinsel, bei verkalkten Adern besteht dann besonders die Gefahr, dass unter Umständen ein Herzinfarkt entsteht.

Wieso weiss man so wenig über den Zusammenhang schlechter Zähne mit der sonstigen Gesundheit?

Viele Untersuchungen weisen auf diesen Zusammenhang hin, jedoch ist es noch nicht stark im Bewusstsein verankert. Nicht nur Patienten, auch Zahnärzte und Ärzte sind nicht unbedingt immer diesem Zusammenhang bewusst. Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist mittlerweile jedoch häufiger und es ist auch empfehlenswert, als Patient selber die Probleme zu hinterfragen.

Was kann man tun, damit kranke Zähne keine weiteren Probleme verursachen?

Ein wichtiger Schritt ist die Vorbeugung, bei einer ausreichenden Zahnpflege und regelmässigem Zahnarztbesuch, sowie eventuell einmal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung können die Zähne gesund bleiben. Wenn man regelmässig beim Zahnarzt ist, dann kann er mit grösserer Wahrscheinlichkeit eine doch bestehende Entzündung, einen kranken Zahn entdecken und behandeln, bevor das Problem sich auf den Körper auswirkt.

Welche Krankheiten können kranke Zähne verursachen?

Es gibt leider eine Menge Krankheitsfälle, die durch kranke Zähne verursacht oder verschlechtert werden. Diabetes ist ein besonderer Fall, weil bestehende Zuckerkrankheit eventuell mit einem schwächeren Immunsystem einhergeht (muss natürlich nicht automatisch so sein) und dadurch auch die Zähne anfälliger werden. Und andersrum führen schlechte Zähne zwar nicht direkt automatisch zum Diabetes, ein Risikofaktor sind sie jedoch auf jeden Fall. Bei Herz-Kreislaufproblemen können kranke Zähne mit verantwortlich oder sogar auslösend sein. Gehirnfunktionen, Gelenke, vor allem das Kiefergelenk können betroffen sein.

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