Wenn alles gut geht, wachsen die Zähne schön der Reihe nach und ergeben irgendwann eine perfekte Zahnreihe von insgesamt etwa 32 Zähnen, zusätzlich Weissheitszähne. Aber in den seltensten Fällen geht alles gut. Oft geht gerade etwas schief oder auch vieles und dazu gehören auch schiefe Zähne, zu wenig Platz im Kiefer oder eben Zahnlücken, retinierte oder impaktierte Zähne, nicht oder falsch ausgewachsene Weissheitszähne, oder andere Unannehmlichkeiten. Es ist eher selten, dass ein Gebiss sich perfekt entwickelt. Sie kennen mit Sicherheit viele Aufnahmen, die wirklich interessante Zahnreihen abbilden, wo man ganz schiefe oder „Vampir Zähne” sehen kann, die oberhalb der Zahnreihe wachsen. Sichtbar oder versteckt bedürfen sie einer sorgfältigen Entdeckung und Behandlung, sie müssen aus dem Inneren der Zahnreihen gerettet werden. Wir sehen jetzt genau nach, was retinierte Zähne sind, wie man sie entdeckt, welche Arten es davon gibt und wie man sie behandeln kann.
Das Durchbrechen der Zähne passiert normalerweise automatisch. Durch abnorme Stellung der betreffenden oder aber der benachbarten Zähne kann es sich aber ergeben, dass sie doch im Zahnfleisch bleiben. Es kann auch sein, dass man das überhaupt nicht merkt und erst ein Röntgenbild diesem Versteckspiel auf die Spur kommt. Retinierte Zähne bezeichnet man die Zähne, die sich noch immer im Zahnfleisch befinden, obwohl sie längst hätten durchbrechen müssen. Sie werden nicht durch andere Zähne daran gehindert, sondern wahrscheinlich trauen sie sich einfach nicht oder fühlen sich so wohl. Beim impaktierten Zahn dagegen steht ein anderer Zahn im Weg und deshalb kann der betreffende Zahn nicht durchbrechen. In beiden Fällen ist eine Röntgenaufnahme überaus wichtig, weil dort das Problem vollständig vor Augen tritt und die genauen anatomischen Strukturen erkennen lässt. Beispielsweise, ob der Kiefer breit genug für die ganzen Zähne ist, ob ausser den vermuteten noch andere Zähne im Weg stehen.
Aber wann ist der Zeitpunkt, wo man Verdacht schöpfen muss, dass ein Zahn sich noch nicht in der Mundhöhle zeigt? Etwa eineinhalb Jahre nach normaler Durchbruchzeit muss man handeln. Retiniert hat lateinischer Abstammung (retinere) und bedeutet „zurückhalten, festhalten”. Als ob der Zahn an seiner geschützten Stelle unter dem Zahnfleische festhalten würde. Im Falle von bleibenden Zähnen ist der Standpunkt, wenn der bis zum 20. Lebensjahr nicht durchgebrochen ist, dann wird er es auch nicht mehr tun. Eckzähne, Backenzähne und die Weissheitszähne sind in den meisten Fällen von der Retention betroffen. Schmaler Kiefer, Vererbungsveranlagung spielen eine Rolle und bei Frauen tritt sie doppelt so oft auf, wie bei Männern. Die retinierten Zähne müssen auf jeden Fall behandelt werden, da ansonsten kommen weitere Fehlstellungen vor.
Es gibt unterschiedliche Ursachen für retinierte Zähne.
Ein retinierter Zahn fehlt in der Zahnreihe, das hat sowohl optische als auch funktionelle Folgen. Das kann meistens daran liegen, dass ein Milchzahn nicht herausfallen möchte, ein sogenannter persistierender Milchzahn. Oft kann man die retinierten Zähne als Vorwölbungen am Gaumen oder im Mundvorhof ertasten. Das kann der Patient unter Umständen auch realisieren. Wenn das Austasten nicht hilft, dann hilft eine Röntgenaufnahme, die einen ersten guten Überblick über die genaue Lage des retinierten/teilretinierten oder verlagerten Zahns gibt. Oft wird auch eine dreidimensionale Aufnahme gemacht, wo man die Zahnstrukturen besonders gut erkennen kann mit dem Verlauf der Nerven im Unterkiefer, und dem umliegenden Gewebe. Dann kann man auch den Eingriff gut planen.
Die Folgen der Retentionen oder Verlagerungen sind vielschichtig. Dadurch, dass die retinierten Zähne sich nicht in den vorgesehenen Zahnreihen befinden, vollständig oder teilweise verborgen sind, gibt es ein erschwertes Kauen und Abbeissen. Die Zähne im Kiefer, die zusätzlich gewachsen sind, können sie Druck auf die Wurzeln von Nachbarzähnen ausdrucken und sie unter Umständen schädigen oder verschieben. Sogar Kiefergelenkschmerzen oder Schluckbeschwerden können Folgen sein bis hin zu Entzündungen oder Schmerzen. Wenn die Zähne teilretiniert sind, kann es sein, dass die Mundreinigung schwieriger wird, was wiederum Infektionen und Zysten begünstigt. Zusammenbiss und Kaufunktion können gestört sein.
Zu einem weiteren Problem kann es dadurch kommen, dass aus dem Zahnsäckchen, das sich bei einem normal gewachsenen Zahn nach dem Auswachsen zurückbildet, bei einem retinierten Zahn zur Zyste wird. Sie vergrössert sich unbemerkt, verursacht auch keine Symptome, dann aber das Gewebe verdrängt und zu Schmerzen führt. Teilretinierte Zähne treffen sich mit Bakterien in der Mundhöhle und schaffen eine Schlupfwinkel für Zahnbeläge und Speisereste, die sich schlecht reinigen lassen. Hier bildet sich ungestört Karies und zerstört unter Umständen beide Zähne.
Es gibt Unterschiede in der Behandlungsweise, um welchen Zahn es sich handelt:
Zusammenfassend kann man sagen, dass eine Retention und eine Verlagerung eines Zahnes oder mehrerer Zähne sehr gut wieder in Ordnung gebracht werden kann. Sehr oft hören wir in diesem Zusammenhang von Weissheitszähnen, jedoch passiert das auch in anderen Teilen des Gebisses. Es ist nur eine Frage der Geduld und die verlorenen Zähne sind wieder schön eingegliedert. Wenn also beim Wuchs der Zähne nicht alles glattgeht, kann zahnmedizinisch und kieferorthopädisch auf nachgeholfen werden, um einen gesunden Zahnhalteapparat für den guten Biss und eine ästhetische Zahnreihe wiederherzustellen. An dieser Arbeit sind immer Zahnarzt und Kieferorthopäde beteiligt.
Wenn ein Zahn, der schon in der Zahnreihe hätte erscheinen müssen nicht ausgetauscht ist, sollte man spätestens nach eineinhalb Jahren Verdacht schöpfen und vom Zahnarzt eine Röntgenaufnahme machen lassen. Das zeigt dann eindeutig die Gründe für die Verspätung.
Die Zahnfreilegung ist gar nicht schmerzhaft, weil sie in der Regel in örtlicher Betäubung stattfindet. Unter Umständen, bei Angstpatienten oder sehr jungen Patienten kann die Behandlung auch in Dämmerschlaf oder Vollnarkose durchgeführt werden.
Es ist kaum möglich, diese Frage pauschal zu beantworten, aber abhängig von den genauen Voraussetzungen kann der Prozess ein halbes oder ganzes Jahr dauern.
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