Zahnerosion und ihre Folgen

Was verursacht Zahnerosion, wie kann man sie von Karies abgrenzen und wie kann man erfolgreich die Erosion der Zähne vermeiden? Diesen Fragen möchten wir in diesem Artikel nachgehen.

Wie wir oft darauf hingewiesen haben, hängen Probleme, die wir mit unseren Zähnen zeit unseres Lebens haben mit sehr vielen verschiedenen Faktoren zusammen. Ein Faktor ist die Ernährung, bzw. unsere Essgewohnheiten. Neben Karies ist Zahnerosion das häufigste Problem bei den Zähnen, die - zu spät erkannt - zu unumkehrbaren Folgen führen kann. In den meisten Fällen ist der Auslöser der Zahnerosion der Konsum säurehaltiger Lebensmittel. Das bedeutet natürlich nicht, dass man nie wieder so etwas essen kann, aber zumindest durch das Bewusstsein kann man mehr darauf achten. Wie sieht es nun genau aus?

Der Zahnschmelz ist eine Schutzschicht auf unseren Zähnen, und ist wirklich ein sehr resistentes, ja sogar das härteste Gewebe in unserem Körper. Er fasst das Zahnbein (fachsprachlich Dentin genannt) um und stellt sicher, dass unser Zahnhalteapparat mit den einzelnen malmenden Zähnchen möglichst lange Jahre gut arbeiten kann. Dass der Zahnschmelz hart ist, bedeutet leider nicht unbedingt, dass er auch ewig hält, wenn man nicht darauf aufpasst. Ganz ähnlich zum härtesten Stein, der durch Wasser ganz weich umspült wird, kann er mit der Zeit schwinden. Ein grosser Feind der Zahnoberfläche ist die Säure, die die Zahnerosion verursacht. 

Unterschied Karies und Zahnerosion 

Eine erfreuliche Entwicklung der letzten Jahre, Jahrzehnte ist, dass durch die Verbesserung im Bewusstsein der Menschen die Zahnpflege, Mundhygiene, und damit die Vorbeugung von Zahnproblemen sehr wichtig geworden ist. Die Bemühungen in der Zahnprophylaxe haben es geschafft, dass ein deutlicher Rückgang sowohl von Karies als auch vom Loch im Zahn zu verzeichnen ist. Diese werden durch Bakterien verursacht und wegen der besseren Zahnprophylaxe haben sie weniger Chance sich zu vermehren. Eine Zunahme ist allerdings in der Zahnerosion zu beobachten, die durch die Einwirkung von Säure entsteht, ohne Beteiligung von Bakterien. Säurehaltige Lebensmittel bedeuten, dass der ph-Wert sinkt, und der Speichel übersäuert wird, das das Zahnfleisch reizt und Entzündungen verursacht. Gegenüber dem normalerweise neutralen ph-Wert wird der Säureüberschuss ganz besonders schädlich für den Zahnschmelz. Also der Unterschied von Karies und Zahnerosion besteht darin, dass die eine durch Bakterien und die andere durch Säure verursacht wird.  

Säure als Feind der Zähne?

Eine Zunahme der Erosion der Zähne ist also in erster Linie der Veränderung in den Essgewohnheiten zu verdanken. Softdrinks, Frucht- und Multivitaminsäfte, Erfrischungsgetränke, Zitrusfrüchte sowie verschiedene Salatdressings, Sport- und Energiedrinks, Früchtetee oder auch Smoothies, oder sogar Wein spielen dabei eine Rolle. Ein konstanter und häufiger Einfluss von Säure führt zu irreparablen Folgen, weil die Kristallstruktur der Zahnhartsubstanz sich langsam auflöst.

Ein Vergleich könnte das Verständnis verbessern: die Langzeitfolgen von Zahnerosion bedeuten eine negative Einwirkung auf einzelne Zähne, dann aber auch auf den gesamten Zahnhalteapparat und das Kiefergelenk. Als ob das Auto ohne Gummi auf den Reifen fahren würde. Dentale Erosion oder ein anderer Ausdruck dafür ist Biokorrosion ist der Verlust an Zahnsubstanz wegen chemischen Prozessen und nicht aufgrund der Einwirkung von Bakterien. Der zwar sehr harte Zahnschmelz ist sehr empfindlich gegen Säure, und der Verlust an Mineralien ist messbar. Wir müssen also beim Verzehr von Getränken auf ihren Säuregehalt achten. Unter einem ph-Wert von 4 ist bereits eine deutliche Einwirkung feststellbar. Wichtig ist aber auch, dass nicht nur die Säure eine Rolle spielt, sondern das im Getränk enthaltene Kalzium oder Phosphat. Zitronensäure oder Phosphat verstärken, der Zusatz von Kalzium zu einem Orangensaft jedoch reduziert die Erosivität. 

Natürlich ist der Prozess der Erosion ein langer, und solange die oberste Schicht der Zähne betroffen ist, auch ganz unbemerkt. Leider ist es ein bisschen tückisch, denn die  Substanzverlust langsam von Außen nach Innen fortschreitet, und die Beschwerden melden sich auch nur langsam. Das Dentin wird betroffen, man kann Temperaturempfindlichkeit und Verfärbungen beobachten. Der Eindruck abgeschmolzener Zähne entsteht, schmerzhafte Folgen sind freiliegende Zahnhälse, Schmerzen sogar bei Luftzug oder Essen, Kälte und Wärme. Hier kann der Prozess auch durch das falsche Zähneputzen verstärkt werden und zu einer mechanischen Abnutzung des Zahnschmelzes führen. 
Also verursacht der Kontakt mit Säure eine Verkettung von Ereignissen: Säure und mechanischer Einwirkung, wie Kauen, Putzen, Reibung führen dazu, dass der Zahnschmelz langsam abgetragen wird. Auch das Knirschen mit den Zähnen in der Nacht kann den Effekt verstärken. Leider ist das deswegen unumkehrbar, weil der Schutzmantel dort wo es beschädigt wurde nicht mehr wieder entsteht. Eine zusätzlich schlechte Nachricht ist, dass gewisse  Obstsorten wie Orangen, Zitronen, Äpfel und Kiwis oder wenn man regelmässig bestimmte Medikamente wie Vitamin C-Präparate oder Aspirin nimmt, eine Zahnerosion begünstigen kann. 

Ausser den Lebensmitteln gibt es natürlich auch andere Ursachen: Reflux, bei dem der Magensaft durch Salzsäure geschädigt ist; eine Abrasion durch die falsche Wahl der Zahnbürste (lieber weicher, als härter); weniger Speichel wegen trockenem Mund; chronische Entzündung der Mundschleimhaut; Zähneknirschen; Drogenmissbrauch; wegen irgendeiner Art Essstörungen Kontakt mit Magensäure, 

Erkennung und Ablauf der Zahnerosion

Wie bereits erwähnt erkennt in der frühen Phase selbst der Zahnarzt nicht die Erosion. Wenn der Zahn an Glanz verliert, sollte man Verdacht schöpfen. Die Zähne werden gelb und das Dentin schimmert durch den Zahnschmelz hindurch. Die Flächen der Seitenzähne, die aufeinandertreffen verdünnen sich, und auch bei den Schneidekanten der Frontzähne merkt man, dass sie immer dünner werden. In den meisten Fällen sind die Backenzähne und Schneidezähne im Oberkiefer betroffen. Diese wirken abgeflacht, die Zähne verlieren an Höhe, die Fissuren verschwinden. Langfristig gibt es leider schlimme Folgen: Fehlstellungen und Abflachen des Gebisses, Verlust der sichtbaren Zahnsubstanz, Zahnwanderungen. Es entstehen Schmelzrisse, sogar Pulpa (innerster, Nerven und Adern beinhaltender Teil des Zahns) und Zahnnerv können freigelegt werden. 

Die Softdrinks sind deswegen die besten Begünstiger dieses Prozesses, weil sie eine unwiderstehliche Mischung aus Zucker und Fruchtsäure, sowie der wirklich aggressiven Phosphorsäure bieten. Gesunden Obst muss man natürlich zwar essen, aber mit Maß und Einhaltung bestimmter Regel der Anwendung. Wie beispielsweise nicht putzen der Zähne sofort nach dem Essen, öfter verteilt am Tag essen und zwischendurch eventuell zuckerfreien Kaugummi kauen. Es ist auch ratsam, eher aus Glas, als aus Flasche zu trinken, denn die Flüssigkeit und somit die Säure mit einem höheren Druck auf die Zähne wegen dem engen Flaschenhals zufliesst.

Symptome der Zahnerosion

Eine lange Tradition und entsprechende Erfahrung in der Behandlung hat die Volkskrankheit Karies. Zahnerosion ist jedoch sowohl lange verkannt gewesen, als auch weniger ernst genommen oder unterschätzt, und die Behandlungs- und Vorbeugungsmöglichkeiten nicht herausgebildet. Deshalb ist es umso wichtiger die so oft betonte Eigenverantwortlichkeit zu üben. Es lohnt sich, die Zähne zu prüfen, den Zahnarzt auf bestimmte Symptome anzusprechen, lieber öfter, als zu selten. Sehen Sie sich die folgenden Merkmale an, und handeln Sie lieber früher als später:

Die Zähne sind schmerzempfindlich

Wenn es eine Plage ist, gut gekühlte Getränke oder heißen Tee zu trinken, dann kann es sein, dass die Lücken im Zahnschmelz das Zahnbein mit seinen kleinen Nervenkanälen freilegen und diese mit Schmerzen auf sehr hohe und niedrige Temperatur reagieren. Ab und zu kann sowas durchaus normal sein, aber eine regelmässige Beschwerde weist auf die Notwendigkeit des Handelns hin. 

Die Zähne haben eine Pseudo-Verfärbung

Das Zahnbein, das Dentin wird vom weißen Zahnschmelz gut ummantelt, um es zu beschützen. Werden Teile der harten Schutzschicht abgetragen, schimmert dieses Dentin durch und die Zähne werden oder wirken gelb. Das ist ein anderes Gelb, als die Verfärbung durch Lebensmittel, Kaffee, Tee oder starke Gewürze, denn hier geht es darum, dass die Zähne wegen dem Durchschimmern des gelblicheren Dentins gelb scheinen. 

Wenn die Zähne traurig aussehen

Die Zahnoberfläche hat normalerweise einen natürlichen Glanz. Wenn sie jedoch matt aussieht und kleinere Risse in den Zahnkronen sichtbar werden, oder sogar die Kauflächen runder wirken, ist es sehr ratsam, den Zahnarzt Ihrer Wahl schnell nach seinem Rat zu fragen. 
 

Aufhalten und Vorbeugung der Zahnerosion

Einsetzende Zahnerosion wird gestoppt, wenn die Einwirkung von Säure nachlässt. Das ist der erste Schritt. Maßnahmen erstrecken sich darüberhinaus von richtiger Zahnpflege, bis eben die Ernährung und Methoden, die vom Zahnarzt durchgeführt werden.

Zahnpflege

Hier gilt auch der Spruch, „Fragen Sie Ihren Arzt, in dem Fall Zahnarzt…” denn es ist wichtig, die Schritte spezieller Zahnkuren mit ihm durchzusprechen, damit Sie zuhause das Richtige machen und Ihren Zähnen gut tun. Eine individuell, auf die eigene Bedürfnisse zugeschnittene Mundhygiene ist schon mal die halbe Miete. Schon bis zur Langeweile wiederholt stehe hier als erstes, dass Betroffene die Zähne so putzen, dass kein zu hoher Druck entsteht und mit einer Zahnbürste, die eher weich oder mittelweich ist. Es ist auch wichtig, eine Zahnpasta zu nehmen, die eine geringe Schmirgelwirkung hat. Das sieht man an dem RDA-Wert. Die um die 30 sind besonders substanzschonend. Vorsichtig sollte man mit den Zahncremes sein, denn diese haben zu hohe Werte, die zwar gut die hartnäckigen Auflagerungen entfernen lassen, aber für Menschen mit Zahnerosionen nicht geeignet sind.
Als eine wirksame Methode wurde herausgefunden, dass es sich lohnt fluoridhaltige Mundspülungen oder Gels zu verwenden, sowie sogar künstlichen Speichel oder auch Spüllösungen, die die Säuren nach dem Essen neutralisieren. Natürlich alles nach Absprache mit dem Zahnarzt

Ernährung

Spätestens bei einer entstehenden Zahnerosion hilft es sehr schnell, wenn man die Ernährungsgewohnheiten ein bisschen unter die Lupe nimmt. Die Fruchtsäfte, Erfrischungsgetränke sollten durch Wasser, ungesüßte Kräutertees oder Milch ersetzt werden.
Man kann schon weiterhin saure Nahrungsmittel zu sich nehmen, aber das zusammen mit Milchprodukten, weil sie viel Kalzium enthalten, und das den Zahnschmelz stärkt.

Lösungen beim Zahnarzt

Wenn die Zahnerosion eingesetzt hat, braucht man eventuell die Hilfe vom Zahnarzt. Zahnkronen, Veneers oder Lumineers als Reparaturmaßnahmen helfen frühzeitig die Zahnerosion zu verhindern. Eine professionelle Zahnreinigung ist von Zeit zur Zeit auch wichtig, dort ist eine Zahnschmelz schützende Fluorid-Kur mit inbegriffen. Fluoridlösungen und Gele mit einer stärkeren Dosis können nur in der Zahnarztpraxis auf die Zähne getragen werden. Das ist eine ganz tolle Methode, denn sie bildet eine Schutzschicht auf den Zähnen, die die Zahnoberflächen vor dem Angriff der Säure schützt. Dieser Vorgang kann jedes Jahr ein-zweimal wiederholt werden.

Wenn die Säure kleinere Schäden verursacht hat und der Zahnarzt das merkt, dann können sie  mit Komposit aufgefüllt werden. Hauchdünne Keramikschalen, sogenannte Veneers werden dann auf die Zähne geklebt, wenn das normale Niveau der Zähne aufgrund der abgesenkten Bisshöhe erhöht werden muss. Wichtig ist dabei natürlich auf die säurehaltigen Speisen zu verzichten. Unterhalb der Überkronung können die Zähne wieder von Säure angegriffen werden.

Zusammenfassend kann also folgendes empfohlen werden: 

  • Zahnbürste mit weichen Borsten, richtige, nicht zu harte Putztechnik
  • geeignete Zahnpasta, möglichst mit niedrigem RDA-Wert, geeignete Mundspülung
  • Zähne nicht unmittelbar nach dem Essen putzen, vor allem nicht nach säurehaltigen Lebensmitteln
  • Weniger säurehaltige Lebensmittel zu sich nehmen
  • Regelmässige Behandlung in der Zahnarztpraxis mit Fluoriden zur Zahnschmelzhärtung und professionelle Zahnreinigung
    als Prophylaxe Fluoridierung mit Fluoridgels zuhause
Autor: Dr. Fruzsina Nádaskay - Allgemeine Zahnärztin und Kieferchirurgin in Budapest und Genf

Häufig gestellte Fragen


Was ist deUnterschied von Zahnerosion und Karies?

Karies wird durch Bakterien verursacht, solange Zahnerosion durch chemische Einwirkung entsteht, vor allem durch die Zufuhr von säurehaltigen Lebensmitteln.

Wie häufig kommt Zahnerosion vor?

Leider ist die Zahnerosion immer häufiger, da sich die Ess- und Trinkgewohnheiten dahingehend geändert haben, dass bereits im Kindesalter viel Säurehaltiges verzehrt wird. Mittlerweile gibt es bei Karies eine fallende, bei Zahnerosion eine steigende Tendenz.

Ist Zahnerosion immer auf die Ernährung zurückzuführen?

Als Hauptursache kann die Ernährung genannt werden. Aber es gibt noch andere Gründe, die zur Zahnerosion führen, so ist Reflux ein Risikofaktor, sowie Abrasion (also die durch zu harte Putztechnik beschädigte Zähne), Drogenmissbrauch, chronische Entzündung der Mundschleimhaut oder Zähneknirschen.

Kann man Zahnerosion überhaupt vermeiden?

Ja, wenn man sehr gut auf die Zahnpflege und die Essgewohnheiten achtet. Nicht zu stark putzt, wenig säurehaltiges isst und regelmässig zum Zahnarzt geht.

Woher weiß ich, dass eine Zahnerosion eingetreten ist?

Als häufigstes Anzeichen einer Zahnerosion sind schmerzempfindliche Zähne. Selbst ein Luftzug kann unangenehm auf die Zähne wirken, oder sehr kalte und sehr warme Getränke. Ein weiterer Warnsignal ist eine leichte Verfärbung der Zähne, die wegen dem Durchschimmern des Dentins entsteht.

Weitere Artikel

Unsere ausgewählten Marken


Ankylos
Nobel Biocare
Noritake
Siemens Healthineers
Sirona
Straumann
Philips Zoom
Alphabio
Seitenanfang