Zahnprothese Schmerzen beim Kauen

Eine Zahnprothese wird zwar auf die einzelnen Patienten zugeschnitten, trotzdem kann es vorkommen, dass sie unangenehmes Gefühl oder Schmerzen verursachen. Woran kann das liegen?

Eine Zahnprothese ist ein Segen, vor allem, wenn man lange Zeit die Zähne nicht richtig verwenden konnte, fehlende Zähne hatte, oder sonst unter ständigen Zahnproblemen gelitten hat. Dann freut man sich am Ende der Behandlungsphase endlich den Zahnersatz zu bekommen, mit dem man wieder ein vollwertiges Leben haben kann, beruhigt lächeln kann und damit das Selbstbewusstsein vollständig wiedererlangt. Und dann kommen die Schmerzen und man kann nicht essen, die Lust zu Lächeln vergeht und die Lebensqualität ist wieder auf Null gesunken. Das ist erstmal ganz schön frustrierend! Eine Eingewöhnungszeit einer Zahnprothese ist jedoch völlig normal, immerhin handelt es sich um einen Fremdkörper. Darüber hinaus, wenn man eine Zahnprothese bekommt, ist es durchaus möglich, obwohl man sich sehr darauf gefreut hat, dass es ein traumatisches Erlebnis ist. Also auf jeden Fall ist noch ein bisschen Geduld gefragt. Was die entstehenden Schmerzen auf sich haben und was die Eingewöhnungsphase kennzeichnet, lesen Sie jetzt.

Wenn die Zahnpflege unzureichend ist
Wenn die Zahnpflege unzureichend ist

Zahnprothese Arten und Schmerzen

Je nach Prothesenarten können sich die Schmerzen anders gestalten. Man unterscheidet zwischen Teil- und Vollprothesen. Erstere wird an den noch vorhandenen Zähnen befestigt, die Vollprothese wird durch den Vakuum zwischen Zahnfleisch und Zahnprothese gehalten. Darüber hinaus gibt es noch Teleskopprothesen, die mit Hilfe von Halteklammern an die Zähne angebracht werden. Das sorgt für eine gleichmässige Belastung des Zahnfleischs. Wenn Schmerzen entstehen – am häufigsten bei der Vollprothese -, hat es den Grund, dass Druckstellen entstehen. Das ist darauf zurückführbar, dass die Prothese nicht hundertprozentig sitzt und die Kaukräfte nicht gleichmässig übertragen werden. Auch von der Stärke der Saugkraft ist die Empfindlichkeit abhängig. In dem Fall muss der Zahnarzt sie richtig einstellen. 

Ursachen für die Entstehung der Zahnprothese Schmerzen

Die Druckstellen, die die Schmerzen verursachen sind überwiegend auf die folgenden Erscheinungen zurückzuführen:

  • der harte Gaumen entzündet sich, Pilz entsteht
  • beim Weichgewebe entstehen Geschwüre infolge des Drucks der Zahnprothese

Wie geht man richtig mit der Zahnprothese um? Manchmal bekommt man den Rat, sie auch in der Nacht im Mund zu belassen, allerdings ist das keine gute Idee. Das Gewebe unter dem Zahn muss sich erholen, dafür eignet sich am besten die Ruhephase in der Nacht. Wenn es dazu nicht die Gelegenheit bekommt, passiert folgendes: es kommt zu einer Gaumenentzündung oder zu einer Infektion mit dem Pilz Candida albicans. Diese Entzündung wird Palatis genannt. Manchmal gibt es nur eine Rötung, die noch keine Schmerzen verursacht, aber bei Schmerzen muss man sie entdecken und behandeln. Meistens hilft eine Art Salbe oder Gel, eine Antimykotika, die man auf die Schleimhaut aufbringt. Aber das kann seine Wirkung nur dann ausüben, wenn gleichzeitig die Zahnprothese in einer antiseptischen Lösung aufbewahrt wird. Eine Desinfizierung des Zahnersatzes ist sehr wichtig für die Heilung der Entzündung.

Diese Vorgehensweise muss sehr gründlich sein, damit es sich keine Cluster auf der Schleimhaut bilden und sie operativ entfernt werden müssen. Eine andere Folge der nicht richtig verwendeten Prothese sind druckbedingte Geschwüre, die sich auf der Schleimhaut unter der Prothese bilden. Dieses Problem tritt allerdings erst nach einer längeren Benutzung auf, wenn sie nicht mehr gut sitzt, weil eine Knochenaufnahme unter ihr stattfindet.

Die schmerzhaften Geschwüre führen dann dazu, dass der Patient sie nicht mehr richtig tragen kann, damit kaum essen und /oder schlechter sprechen kann usw. Diese Erscheinung erfordert eine Behandlung mit Kortikosteroiden und eventuell muss die Prothese unterfüttert, also richtig angepasst oder sogar ausgetauscht werden, wenn sie schon etwas älter ist. Hierbei ist es auch sehr wichtig, dass der Zahnersatz während dieser Behandlung so wenig wie möglich benutzt wird. Natürlich muss man auch darauf achten, dass bei einem Bestehen der Beschwerden durch eine Gewebeprobe eine ernstere Erkrankung ausgeschlossen wird.

Die Gründe also, warum es zu Schmerzen der Zahnprothese kommt, sind eigentlich auf zwei Hauptgründe zurückführbar: die Passform ist nicht gewährleistet und die Pflege der Prothese ist unzureichend

1. Die Zahnprothese ist nicht mehr gut angepasst

Wie aus der obigen Abhandlung zu folgern ist, ist die Anpassung der Prothese eine sehr wichtige Voraussetzung. Eine Zahnprothese fertigt der Zahnarzt zwar den anatomischen Gegebenheiten an, trotzdem kommt es fast immer vor, dass sie noch ein-zweimal korrigiert werden muss. Aber nicht nur am Anfang, auch später kann es durchaus sein, dass sie sich lockert oder wegen den Knochenveränderungen anders anfühlt, plötzlich unangenehm drückt. Das liegt daran, dass sich bei den Patienten auch die Mundschleimhaut und der Kieferknochen altersbedingt verändert und sich das in einer Differenzierung in der Zusammenarbeit mit der Prothese äussert. Eine anfänglich perfekt sitzende Zahnprothese kann also mit der Zeit durchaus ihren Halt verlieren. Das liegt eben daran, dass sich auch die Mundhöhle und der Kiefer des Menschen verändern. Der Abbau von Zahnfleisch oder der Knochenschwund beeinflussen die Flächen, wo die Zahnprothese aufliegt. Dann ist sie nicht mehr richtig angepasst und auch die Haftcreme kann keine Abhilfe mehr leisten. Dann muss diese Prothese unterfüttert werden. Hier wird der Zahnarzt neue Abdrücke vom Gebiss machen, und das bekommt das Dentallabor, dass die Prothese unterfüttert. Ein sehr alter Zahnersatz sollte jedoch lieber ganz ausgetauscht werden, weil das auch der Gesundheit schaden kann.

2. Der Zahnersatz wird nicht richtig gepflegt

Eine gründliche Pflege der Zahnprothese ist genauso wichtig, wie die der eigenen Zähne. Eine zusätzliche Aufgabe ist darüber hinaus, dass neben regelmäßigen Zahnarztbesuchen die Prothese - genau wie vorher die eigenen Zähne  - gründlichst gepflegt werden muss. Es dürfen keine Speisereste in der Prothese bleiben, sonst vermehren sich die Bakterien, das verursacht Mundgeruch, und sogar Zahnfleischentzündungen. Natürlich bildet sich auch auf einer Prothese genauso Zahnstein, wie auf den eigenen Zähnen. Dieser beeinflusst logischerweise den Sitz der Zahnprothese negativ. Es ist am besten, sie nach jedem Essen zu reinigen, mit spezieller Prothesenzahnbürste. Wichtig ist die Zuhilfenahme von speziellen Prothesenpasten, weil die gewöhnliche Zahnpasta nicht geeignet ist, weil sie das Material angreift. Es wird auch empfohlen, 1-2mal pro Woche antibakterielle Tabletten in Wasser aufzulösen und die Prothesen darin zu „baden”. Aber nur ein paar Minuten, nicht eine ganze Nacht. Am Anfang der Eingewöhnungszeit ist eine Prothesenhaftcreme nützlich, weil sie ein bisschen den Druck auf das Zahnfleisch abmildert. Damit kommt es weniger oder gar nicht zu Druckstellen. Obwohl eine Haftcreme den Eindruck erwecken könnte, dass dadurch die Zahnprothese besser haftet, dient sie jedoch lediglich der Abmilderung, denn eine gut angepasste Prothese auch ohne diese fest sitzen sollte.

Selbst gegen die Schmerzen

Alle Vorsichtsmaßnahmen sind getroffen, alle Ratschläge sind eingehalten, trotzdem gibt es Schmerzen? Zunächst kann Kühlen helfen, die Schmerzen zu lindern, eine Erleichterung bieten kalte Getränke oder Speiseeis, Mundspülungen, pflanzliche Inhaltsstoffe, wie Salbei, Kamille wirken gut in die Schleimhaut einmassiert, entzündungshemmend und antiseptisch. Lokale Schmerzmittel, wie Lidocain können in jedem Alter verwendet werden. Eine Sache sind die Schmerzen verursacht durch die Druckstellen, aber leider können auch Probleme beim Kauen und Sprechen vorkommen. Vor allem bei älteren Patienten gibt es die Gefahr, dass sie an Mangelernährung leiden, weil sie wegen Schmerzen lieber auf das Essen verzichten oder eben nicht genügend kauen und dadurch andere Probleme auftauchen. Wenn das Sprechen beeinflusst wird, dann kann es auch auf die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben negativen Einfluss haben.

Tipps zum Umgang mit der Zahnprothese 

Es sind wie man sieht, vor allem Zeit und Geduld gefragt. Die Nahrungsaufnahme mit der neuen Zahnprothese muss erstmals gelernt sein, die Muskulatur muss sich an diesen Fremdkörper gewöhnen. Das Abbeissen und das Kauen fühlt sich nunmal anders als vorher an. Es ist daher sehr empfehlenswert, nicht gleich mit einem Steak oder harten Obstsorten an die neue Prothese heranzugehen. Es ist viel praktischer, erstmals eher weiche Lebensmittel zu essen, die auch nicht kleben. Das kann beispielsweise Hackfleisch sein, oder Fisch, gekochtes Gemüse, Eier, oder als Obst Pfirsich oder Bananen. Auch Lebensmitteln, die unter die Prothese gehen können und dadurch ihren Halt beeinflussen lieber nicht essen, wie Kerne oder Nüsse.  Zu heiss ist auch nicht gut, Suppen, Tees, lieber lauwarm trinken, weil das künstliche Gebiss die Mundschleimhaut abdeckt und dadurch man nicht sofort die heisse Temperaturen merkt. Essen Sie die Nahrungsmitteln in mundgerechten Stücken, am besten auf beiden Seiten gleichmässig gekaut, damit der Druck auf den Kieferknochen gleich ist und sich die Prothese an manchen Stellen nicht lockern kann. Natürlich kann man bald wieder knackiges Gemüse und frische Brötchen oder Nüsse und Rindfleisch verzehrt werden, sobald man sich an die neue Zahnprothese gewöhnt hat.  Ein Tipp noch zu Haftcremes: diese können in der Anfangsphase ganz nützlich sein, weil sie sowohl einen etwas festeren Halt geben, den Druck ein bisschen abfedern und zusätzlich die Prothese nach aussen abdichten, wodurch die Speisereste nicht so gut unter die Prothese gelangen können. Auf den Fremdkörper reagiert der Mund mit einer gesteigerten Speichelproduktion, die eventuell das Sprechen erschwert, hier hilft auch die Haftcreme, weil man zumindest da keine Angst haben muss, dass sie sich bewegt und ausser dem Speichel auch das noch auf das Sprechen auswirkt.

Regelmäßige Zahnarztbesuche sind sowieso Grundvoraussetzung, aber erst recht, wenn die etwaige Eingewöhnungsphase vorbei sein sollte, und es gibt immer noch unangenehme Gefühle. Dann muss der Zahnarzt unbedingt prüfen, und den Sitz optimieren. Ein regelmässiger Zahnarztbesuch ist auf jeden Fall auch später notwendig, weil auch mit der Zeit die Anpassung der Zahnprothese sich verändern kann. 
Fazit: die regelmässige Pflege, richtiger Umgang, Vorsicht in der Anfangsphase und Kontrollen beim Zahnarzt sorgen für eine lange beschwerdefreie Phase mit dem Zahnersatz ohne Zahnprothese Schmerzen. Das klingt doch auf jeden Fall beruhigend!

Autor: Dr. Fruzsina Nádaskay - Allgemeine Zahnärztin und Kieferchirurgin in Budapest und Genf

Häufig gestellte Fragen


Wie lange dauert die Eingewöhnungszeit der Zahnprothese?

Am Anfang der Zahnprothesenbenutzung treten häufig Druckstellen auf, es vergehen einige Tage, bis man sich daran gewöhnt hat. Dauert es länger, sollte der Zahnarzt in einem Kontrolltermin die Passform der Prothese untersuchen und abschleifen oder unterfüttern.

Hat man auf jeden Fall Schmerzen bei neuer Prothese?

Das muss nicht unbedingt sein, dann hat man die Form sehr gut angepasst. Entstehen doch Schmerzen, gehen sie nach der Eingewöhnungsphase im Normalfall schnell wieder weg.

Wieso habe ich beim Tragen der Zahnprothese Schmerzen?

Die Schmerzen entstehen durch sogenannte Druckstellen, die aus zweierlei Gründen resultieren können. Entweder die Prothese hat nicht den perfekten Sitz oder sie wird nicht gründlich gepflegt und verursacht Entzündungen und Druckstellen auf der Schleimhaut.

Weitere Artikel

Unsere ausgewählten Marken


Ankylos
Nobel Biocare
Noritake
Siemens Healthineers
Sirona
Straumann
Philips Zoom
Alphabio
Seitenanfang